US-Immobilienkrise drückt Kurse

Rubrik: Allgemein von admin am 18. Mar. 2007

Wachsende Angst vor einer ausufernden Krise am US-Immobilienmarkt hat am Mittwoch die Kurse auch am deutschen Aktienmarkt auf Talfahrt geschickt.
all-in-one_eigenheim.jpgFrankfurt a.M. / New York - Der Deutsche Aktienindex (Dax) fiel zeitweise um zwei Prozent. Am Nachmittag lag das wichtigste hiesige Kursbarometer unterstützt von einer freundlichen US-Börseneröffnung noch mit 1,7 Prozent im Minus. Die Kursverluste seien “Zeichen erhöhter Nervosität. Von Panik würde ich nicht sprechen”, sagte ein Marktteilnehmer.

An Wert verloren vor allem Aktien aus dem Finanzsektor. Nach Aussage von Börsianern fürchten die Anleger, dass die von der Schieflage einiger Hypothekenbanken in den USA ausgelösten Probleme auf die internationale Finanzwelt übergreifen könnten. “Bei einer Krise im Immobilienmarkt hängen die Banken logischerweise mit drin”, sagte ein Händler. Es könnte ein Teufelskreis in Gang kommen, warnte ein anderer. Die von der Pleite bedrohte US-Hypothekenbank New Century steht bei einer Tochter der Deutschen Bank, bei der Citigroup, der Bank of America, Goldman Sachs und Credit Suisse in der Kreide.

Sorgen um Konjunktur wachsen

Zudem könnten die Schwierigkeiten im US-Immobilienmarkt den Konsum der Amerikaner bremsen. “Eine Krise des Konsums wäre schlecht für die US-Konjunktur und das wäre wiederum nicht gut für die Weltwirtschaft”, sagte NordLB-Experte Tobias Basse. Die US-Börsen starteten gestern mit leichten Gewinnen in den Handel, nachdem sie am Dienstag rund zwei Prozent verloren hatten.

Die wahren Verlierer der Entwicklung des “subprime”-Hypothekenmarkts in den USA, der sich auf Kunden mit einer schwachen Bonität konzentriert, sind Hunderttausende von Amerikanern, die jetzt ihr Haus an die Bank zu verlieren drohen. Dieser Markt gehört zu den “Innovationen”, die der ehemalige Notenbankchef Alan Greenspan bewundernd zu loben pflegte. Die Neuerung erlaubte es, Hunderttausende von Bürgern in den Immobilienmarkt zu locken, die weder die Ersparnisse noch das Einkommen haben, um sich ein eigenes Haus zu leisten. Die Banken offerierten ihnen “teaser”-Hypotheken, die im ersten Jahr unrealistische tiefe Zinssätze bieten, “option loans”, die es dem Hausbesitzer freistellen, wie viel er pro Monat bezahlen will, oder “balloon mortgages”, die in den ersten Jahren tilgungsfrei sind. Ein US-Hauskäufer konnte in den vergangenen Jahren ein Heim kaufen, ohne einen einzigen Dollar Bargeld hinzulegen, denn die Banken offerierten “100-Prozent”-Darlehen oder sogar Kredite, die 110 Prozent des Hauswerts betrugen und es damit erlaubten, auch noch Kommissionen und Steuern zu bezahlen. Ein ausreichendes Einkommen nachweisen mussten die Käufer meist nicht, denn die Banken gingen davon aus, dass ein Käufer sein Haus jederzeit mit Gewinn verkaufen konnte, wenn er nicht mehr in der Lage sein sollte, die Zinsen zu bezahlen. Es handelte sich um eine Immobilienhausse, die die neuen “subprime”-Banken ermunterte, viel zu riskante Hypotheken zu schreiben.

Noch wichtiger waren andere Innovationen, die es erlaubten, die Risiken weltweit im Kreditsystem zu verteilen. Denn die Hypotheken blieben überwiegend nicht bei den Hypothekarbanken, sondern wurden von Investmentbanken oder Hedgefonds erworben. Diese “verpackten” die Hypotheken in Wertpapiere, die an Investoren rund um die Welt verkauft werden konnten (”mortgage-backed securities”). Die Käufer waren nicht zuletzt Pensionskassen in Europa und Asien.

Zwangsversteigerungen nehmen zu

Dazu kam eine Innovation, die es den Investmentbanken erlaubte, diese Wertpapiere in einzelne Tranchen mit gestaffeltem Risiko aufzuteilen und so maßgeschneidert zu verkaufen. Die letzte Stufe der Innovation waren die “credit default swaps”, die es Investoren und Spekulanten ermöglichten, ihr Risiko abzusichern.

Das Resultat war, dass der Prozentsatz der Amerikaner, die Hausbesitzer sind, von 65 Prozent auf 69 Prozent stieg. Doch in Wirklichkeit besaßen die “subprime”-Schuldner ihr Haus nicht - es gehörte der Bank. In den nächsten Monaten werden dies viele Amerikaner erfahren müssen, denn mehr als eine Million Häuser dürften nach diversen Studien zwangsversteigert werden. Bereits voriges Jahr wurden in den USA mehr als eine Million Zwangsversteigerungen eingeleitet. Die “subprime”-Schuldner dienten also lediglich dafür, um eine neue, weltweite Kreditpyramide aufzubauen. Man versprach ihnen den “amerikanischen Traum”, aber die einzigen, die ihren Traum realisierten, waren die Wallstreet-Banken und Hedgefonds- Spekulanten, die das Spiel initiierten und mehr oder weniger rechtzeitig wieder ausstiegen.

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