Die Uhr tickt wieder

Rubrik: ARTIKEL 25 - Völkerrecht von admin am 21. Feb. 2007

Von Jürgen Elsässer

Inmitten zunehmender Spannungen mit dem Iran haben die USA einen zweiten Flugzeugträger auf Angriffsposition gebracht. Die »USS John C. Stennis« sei am Montag in ihrem Einsatzgebiet im Golf von Oman eingetroffen, teilte die fünfte US-Flotte am Dienstag in Manama im Golfstaat Bahrain mit. Der Flugzeugträger »USS Dwight D. Eisenhower« befindet sich bereits seit Dezember im Golf von Oman. Die schwimmenden Flugplätze, auf denen jeweils bis zu 90 Bomber und Hubschrauber stationiert sind, werden eskortiert von einer Flotte von Raketenkreuzern mit weitreichenden Cruise Missiles.
Am Montag hatte der britische Staatssender BBC aufgrund eigener Recherchen von US-Angriffsplänen gegen Iran berichtet, die »über die Nuklearanlagen hinaus große Teile der militärischen Infrastruktur des Landes umfassen«. Sollte Iran sein Atomprogromm fortsetzen und, wie in Kürze geplant, weitere Urananreicherungszentrifugen in Betrieb nehmen, wolle das zuständige US-Central Command (US-CENTCOM) losschlagen und habe dafür bereits »Ziele innerhalb des Landes ausgewählt«, heißt es mit Verweis auf diplomatische Quellen.

Auch US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte die Entsendung der »USS John C. Stennis« im Januar als »Signal an den Iran« dargestellt. Tatsächlich war die Stationierung von zwei Flugzeugträgern in der Golfregion in der Vergangenheit fast immer das Vorspiel zu ihrem kriegerischen Einsatz gewesen. Das galt sowohl bei den mehrwöchigen Feldzügen gegen Irak 1991 und 2003 wie bei den mehrtägigen Luftangriffen Desert Strike und Desert Fox 1996 bzw. 1998. Nur ein einziges Mal, im Mai 1998, blieb es bei der bloßen Drohgebärde: als Saddam Hussein angesichts der Flottenpräsenz den US-Forderungen nach erweiterter Waffenkontrolle nachgab. Dem letzten Manöver der »USS John C. Stennis« vom November 2006 lag übrigens ein Szenario zugrunde, das ziemlich unverschlüsselt auf schiitische Aufstände als Protest gegen einen US-Angriff auf Iran anspielt. Manöveraufgabe war die Verhinderung eines »Rückfalls in bürgerkriegsähnliche Wirren und weltweite Spannungen aufgrund der nuklearen Ambitionen eines Nachbarlandes».

Weitere Indizien, die auf einen bevorstehenden Militärschlag noch in diesem Frühjahr hindeuten:

– die Entsendung britischer Minenräumer in die Straße von Hormuz; sie könnten die Blockade dieser weltweit wichtigsten Öltankerroute durch iranische Sabotagetrupps verhindern;

– die Lieferung von Luftabwehrraketen vom Typ Patriot an die Golfscheichtümer, die Ziele eines eventuellen iranischen Gegenschlags wären;

– die Ablösung des CENTCOM-Oberkommandierenden sowie des US-Oberbefehlshabers von Bagdad, die sich beide für einen schrittweisen Rückzug aus Irak und Übereinkünfte mit Iran und Syrien ausgesprochen hatten.

Laut BBC könnten in einer ersten Angriffswelle Tarnkappenbomber vom Typ B-2 bunkerbrechende Mega-Sprengkörper auf das unterirdische Atomzentrum Natanz werfen. Die Heranführung solcher Stealth-Bomber ging auch der US-Aggression 2003 gegen Irak voraus. Nicht Bomber vom Typ B-2, sondern die ebenfalls unsichtbaren Jagdflugzeuge vom Typ F-22 bewegen sich derzeit über den Pazifik an den potentiellen Kriegsschauplatz heran. Am Sonnabend sind zwei der High-Tech-Maschinen auf der US-Basis in Okinawa/Japan gelandet, zehn weitere sollen folgen. Diese »Rap toren«– der Airforce-Code verwendet den Gattungsnamen für fleischfressende Saurier – können als einzige Flugzeuge weltweit überschallschnell und unentdeckt angreifen. Bis Mai soll ihr erster Einsatz außerhalb der USA dauern.

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