Profite im Treibhaus

Rubrik: ARTIKEL 20a - Umweltschutz von admin am 9. Feb. 2007

Klimaschutzbericht der Vereinten Nationen geht von dramatischer Erderwärmung in den nächsten Jahrzehnten aus. Verursacher machen Rekordgewinne


Von Wolfgang Pomrehn

Wer noch eine Bestätigung gebraucht hat, bekam sie am Freitag. In Paris stellten Wissenschaftler den ersten Teil eines neuen Klimaberichts der Vereinten Nationen vor. Demnach wird in den kommenden Jahrzehnten das Fieberthermometer des Planeten weiter nach oben klettern. Die entscheidende Frage ist allerdings, wie stark der Klimawandel ausfallen wird.

Kann das Steuer noch herumgerissen und der Treibhausgas-Ausstoß drastisch reduziert werden, dann läßt sich der Anstieg bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf ein bis 2,7 Grad beschränken. Schon das kann jedoch jenseits dessen sein, was für Landwirtschaft, Fischerei und Küstenbewohner gerade noch erträglich ist. Ganz dick wird es aber kommen, wenn einfach so weiter wie bisher gewirtschaftet wird. Für den Business-as-usual-Fall gehen die Prognosen auf Grundlage der verschiedenen Computersimulationen von 2,4 bis 6,3 Grad Anstieg in den kommenden 90 Jahren aus.

Was das im einzelnen für Folgen haben wird, beschreibt detailliert ein weiterer Teil des Berichtes, der vermutlich im März veröffentlich wird. Um bis zu 58 Zentimeter könnte zum Beispiel der Meeresspiegel bis 2100 ansteigen, was für Millionen Menschen an niedrigen, ungeschützten Küstenabschnitten leben, äußerst bedrohlich wäre. Im Indischen Ozean und im Pazifik gibt es unzählige Inseln, die nur wenige Meter aus dem Meer ragen. Ganze Staaten könnten in den Fluten versinken.

Der Bericht wurde von 800 auf ihrem Gebiet führenden Wissenschaftlern verfaßt, die in der Arbeitsgruppe1 des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimafragen IPCC zusammenarbeiten. Der IPCC war 1988 von der Weltmeteorologieorganisation und dem UN-Umweltprogramm UNEP gegründet worden, um regelmäßig den wissenschaftlichen Kenntnisstand für die Klimaverhandlungen aufzuarbeiten. Nach Angaben des IPCC-Vorsitzenden Rajendra Pachauri gehen in diesem Jahr die wissenschaftlichen Ergebnisse »mehrere Schritte« weiter als noch im letzten Report, der 2001 veröffentlicht wurde.

Das mag auch daran liegen, daß der Klimawandel inzwischen bereits besorgniserregende Ausmaße angenommen hat. Elf der letzten zwölf Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Seit Anfang der 1980er Jahre hat sich die Erwärmung deutlich beschleunigt. Vermutlich war es seit mindestens 1300 Jahren auf dem Planeten nicht mehr so warm wie derzeit. Auch der Anstieg des Meeresspiegels hat sich bereits auf drei Millimeter pro Jahr beschleunigt.

Das wichtigste Treibhausgas ist das Kohlendioxid, das überwiegend aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas entsteht. Diese Energieträger sind zugleich der Schmierstoff, mit denen die wichtigsten der globalen Konzerne ihre Geschäfte machen. Am Donnerstag wurde bekannt, daß das britisch-niederländische Unternehmen Royal Dutch Shell im vergangenen Jahr einen Gewinn von 25,4 Milliarden US-Dollar eingefahren hat. Noch höher fiel der Profit bei der US-amerikanischen Konkurrenz aus: ExxonMobil fuhr sagenhafte 39,5 Milliarden US-Dollar ein. Anfang Januar war der Konzern in die Schlagzeilen geraten, weil bekannt wurde, daß er für 16 Millionen US-Dollar eine Kampagne gegen Klimaschutz finanziert hatte.

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